Im sächsischen Erzgebirge, knapp 30 km südlich von Chemnitz entfernt, liegt die Stadt Zwönitz. Bereits im 15. Jahrhundert wurde in und um die Stadt Eisenerz abgebaut, woraus sich die Bezeichnung “Bergstadt” ableitet. Heute wohnen ca. 12.000 Menschen in Zwönitz, in den vergangenen 30 Jahre blieb die Einwohner:innenzahl etwa konstant. Trotz der relativ stabilen Zahlen ist auch die Kleinstadt vom steigenden Leerstand ehemaliger Industriebauten betroffen, so auch im heute als “Speicher” bezeichneten ehemaligen Buntwebereibau unweit des Stadtzentrums.
1993 ging der Speicher in den Besitz der Gebrüder Roth über, die hier einen Baufachmarkt etablierten. Nach 26 Jahren wurde der ortsbildprägende Gebäudekomplex 2020 an die Stadt Zwönitz verkauft. Mit Abschluss der Räumungsarbeiten wurde die Immobilie am 30. September 2020 an die Stadt übergeben.
Das räumliche Potenzial des imposanten Baus führt Zwönitz jetzt mit dem Projekt “Smart City Zwönitz” zusammen. Bereits im Juli 2019 wurde die Bergstadt neben zwölf weiteren Modellprojekten vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) als Modellkommune Smart City in der Kategorie „Kleinstadt zwischen 10.000 und 20.000 Einwohner“ ausgewählt. Das Projekt dient als Impulsgeber für neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Ansätze, um Herausforderungen des aktuellen Wandels von Lebens- und Arbeitswelten zu bewältigen. Innerhalb des Modellprojektes “Smart City Zwönitz” werden u.a. die Teilprojekte Erzmobil, die Zwönitz-App, die digitale Infrastruktur vor Ort und das Innovationszentrum “Speicher” entwickelt. Der Bau soll als digitales Innovationszentrum fungieren, das Räume für das gemeinsame Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung und regionaler Identität bietet und damit die Teilhabe an der Digitalisierung für alle Teile der Bürgerschaft ermöglicht. Dabei liegt der Fokus auf der Entwicklung intelligenter Lösungen für den ländlichen Raum und der Aktivierung von jungen Menschen für MINT-Bereiche. Ein digitaler Rundgang führt durch den Speicher.
Ziel des Vorhabens ist es, mit dem „Speicher“ ein ideales Umfeld für Wissenstransfer, Innovation und Anwendung zu schaffen, das von der ersten Wissensbildung bis hin zur komplexen Geschäftsmodellentwicklung unternehmerisches Handeln begleitet. Langfristig soll mit dem Objekt auch eine Anlaufstelle geschaffen werden, die Rückkehrer:innen und Expert:innen vor Ort an ihre Heimat bindet.
KREATIVES SACHSEN organisiert im Herbst 2021 in Kooperation mit der Stadt Zwönitz einen Raumkomplizenworkshop, der die Ideen und Bedarfe der gewünschten zukünftigen Nutzer erfasst und so eine akteursorientierte Planung ermöglicht.
Im Ergebnis entsteht ein Nutzungskonzept, das abbildet, wie eine kollaborative Nutzung des Speichers organisiert werden könnte und wie die nächsten Schritte sind.
KREATIVES SACHSEN brachte mit dem Projekt RaumKomplizen bereits in anderen sächsischen Städten brachliegende Immobilien und potenzielle Nutzer zusammen. “Die frühzeitige Einbindung zukünftiger Mieter und Rauminteressenten ermöglicht eine Perspektive für Objekte, deren Entwicklung aufgrund des hohen Investitionsbedarfs gerade für kleine Kommunen oft nur schwer zu realisieren ist. Werden die Eigentümer und Nutzer in einem Beteiligungsprozess zu Raumkomplizen, kann es gelingen, nachhaltige Prozesse anzustoßen und geschichtsträchtige Orte zu erhalten.” sagt Claudia Muntschick von KREATIVES SACHSEN.